SÜDAFRIKA 2017 - Teil 2 - 10.10. bis 8.11.2017

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10.10.2017 – Anfahrt nach St. Francis Bay
Nach einer wirklich kalten Nacht – Gerti hat sie überlebt – überrascht uns Reuben von der Belfry Kitchen mit einem Morgenkaffee. Ein wunderbarer afrikanischer Kaffee mit viel Milchschaum und dazu zwei kleine Pralinen. Kann ein Morgen besser beginnen? Wir machen uns startklar und sind so gegen 9:30 Uhr fertig. Schnell rüber zu Ruben um die Rechnung zu begleichen und um die frischen Brote abzuholen. Als ich nach der Rechnung verlange verschlägt es mir die Sprache. 2 x Sandwiches vom Vortag plus 2 Getränken, 2 Kaffee zum Morgen und 2 Kg allerbestes Brot um 102 Rand. Hallo, das sind 6 Euro! Natürlich gibt es ein ordentliches Trinkgeld, aber wie kommt der arme Kerl jemals auf seine Kosten. Nachdem es in der Nacht geregnet hat sind die Straßen feucht und wir klemmen uns auf die R62 und fahren gen Osten. Das Wetter wird besser, ab und zu kommt die Sonne heraus. Rechts vorne, da wo unser Ziel ist, blinzelt schon der blaue Himmel hervor. Die 70 km durch das zu Anfang so schöne Tal ziehen sich, da das Tal enger und karger wird. Als wir nach Süden Richtung St. Francis Bay abbiegen wird die Landschaft flacher und lieblicher. Wir erreichen unser Quartier und erleben einen echten Schock. Aus der kargen Karoo kommend landen wir mit einem Mal in einem von Weißen dominierten Teil  Afrikas. Reetgedeckte Häuser, alles pippifein, Security aller Orts. Unser Quartier ist erstklassig! Sauber, groß, sicher und warm. Wir können unser Glück kaum fassen! Wir machen uns kurz mit allem vertraut, waschen schnell die Wäsche und machen uns dann auf den Weg zum Mittagessen. Die Rumbling Rose – nein nicht die von Montague sondern jene von St. Francis Bay – ist recht bekannt und wie ordern für Gerti Calamari vom Grill und für mich die Spicy Chicken Wraps. Wie nicht anders zu erwarten wieder einmal ein Genuss! Nach den Essen fahren wir raus zum Leuchtturm und gehen danach noch den Wildside Trail. Dieser führt in Küstennähe kilometerlang nach Westen. Nach einer guten ½ Stunde und vielen Zwischenstopps machen wir kehrt. Der Weg ist wunderbar zu begehen. Natur wohin man schaut. Hier steht einmal ein Kreuz, das wohl einem verstorbenen Seefahrer gewidmet ist, da wartet ein Vogerl darauf fotografiert zu werden und es gibt wieder Blumen und die Luft duftet. Wäre es nicht schon so spät, wir wären gerne weiter gewandert. Bei der Heimfahrt fahren wir zum Postamt, da ich bei der Weiterreise vergessen habe die Schlüssel abzugeben. Die muss ich natürlich den guten Leuten wieder zukommen lassen. Wer aber glaubt so ohne weiteres hier in St. Francis Bay zur Post zu gehen der irrt. Zuerst vorbei am Security Point, welcher die klitzekleine Mall dominiert. Die nette Lady von der Post händigt mir ein Kuvert aus, das ich dann Morgen mit dem Schlüssel auf den Weg bringen werde. Schon einmal drin im Sicherheitsbereich wollen wir mal sehen was der Superspar hier so hat. Halleluja, da gibt’s es ja alles. Die Kundschaft rein weiß, die Bedienung schwarz und freundlich und man muss bei zahlen nicht  das Geldbörserl verdeckt halten. Da wir ab übermorgen 6 Tage mitten im Tsitsikama National Park wohnen werden und dort die Versorgung nicht so optimal ist, bunkern wir hier schon einmal ein paar saftige Steaks für den Braii. Danach noch kurz rein in den firmeneigenen Schnapsladen und hier dominieren eher die teuren, harten Sachen. Ich strebe zum Wein und bin komplett von den Socken, als ich die Flasche Portugieser welche wir beim Swartberg getrunken haben um den 3fachen Preis sehe. Zu Hause angekommen genießen wir noch in der Abendstimmung unseren geliebten Sauvignon Blanc und freuen uns schon auf morgen, wo wir die weitere Umgebung erkunden werden. Gerade als das Fläschchen zur Neige geht, geht auch die Sonne hinter unserem Quartier zwischen den Palmen unter.
 
 
 
 
 
 
 
11.10.2017 – St. Francis Bay – Umgebung
Heute ist es genau einen Monat her, dass wir in Südafrika angekommen sind. Rückblickend müssen wir feststellen, dass wir uns zu Hause eigentlich eine falsche Vorstellung von diesem Land gemacht haben. Dieser Monat brachte uns Südafrika sehr nahe, mit all seinen Farben, Blumen, Tieren, Gerüchen, Landschaften und Menschen. Sind wir anfänglich noch ängstlich und verhalten an den Schwarzen vorbeigeschlichen und haben das Lächeln in deren Gesichtern gar nicht bemerkt, so winken wir ihnen heute zu und grinsen selbst bis über beide Ohren. Ein lebenslustiges Volk, das halt leider 400 Jahre unter der Fuchtel der Weißen leben musste. Es ändert sich, aber sehr langsam. Wenn wir durch die Armenviertel fahren haben wir keine Angst mehr, aber die Lebensumstände dieser Leute sind wirklich erschreckend. Wie schon in früheren Beiträgen mehrfach festgehalten, eine Schande für Südafrika. Die Natur ist viel schöner, farbenfroher und üppiger als erwartet. Die Tiere absolut nicht schreckhaft, man braucht sich vor ihnen nicht zu fürchten. Neugierig sind sie und lustig. Die Flora unbeschreiblich schön und das alles wirkt auf uns jeden Tag aufs Neue. Wir sind mehr als zufrieden hier, dankbar, glücklich hier sein zu dürfen. Aber genug jetzt der Sentimentalitäten, wir wollen ja berichten was es heute Spannendes gab. Bevor wie losfahren schau ich mir im Google immer noch einmal die Routen und vor allen die Straßen genau an. Wir müssen sowieso viele Dirtroads fahren, aber nicht so viele wie es unserem Navi sowie unserem Subaru recht sind. Heute soll es zunächst die östliche Seite der Mündung des Kromme River sein. Unser Navi lotst uns auf eine Dirtroad – die schlimmste die wir bis jetzt unter den Rädern hatten. Nach 900 m ist allerdings ein geschlossenes Tor mit der Aufschrift „Privat“. Ok, die 900 m zurück und das zweite Ziel ins Auge gefasst. Dies ist die Paradise Beach an der Mündung des Swartriver gelegen. Natürlich gäbe es hier her auch eine geteerte Straße aber unser Navi – oder ist es unser Auto? – gibt uns wieder den Weg für 11 km Dirtroad vor. Die ist nicht so schlimm wie die Erste und so landen wir an einem unbeschreiblich schönen Stück Küste. Den Dünen vorgelagert sind endlose Strände, so gut wie menschenleer. Wir machen natürlich eine ausgedehnte Wanderung und stellen auf einmal erstaunt fest, dass da ein Auto über das Wasser fährt. Erst bei genauerem Hinsehen bemerken wir, dass eine Straße über den Fluss geht, der Fluss aber so viel Wasser führt, dass sich Straße und Wasserspiegel auf gleichem Niveau befinden. Na da müssen wir natürlich auch drüberfahren! Gesagt, getan und schon geht es weiter zum nächsten Ziel. Dieses Mal ist es die Mündung des Gamtoos Rivers die wir über eine 10 km lange Dirtroad erreichen. Der Mündung vorgelagert ist eine riesige Sanddüne und wir können leider nicht bis zur Einmündung fahren. Hier erreichen wir den östlichsten Punkt unserer Reise auf -33.962303, 25.046447 (einfach ins Google so eingeben). Bei der Rückfahrt auf der natürlich vorhandenen geteerten Straße geht es durch frisches Grün und knallgelbe Wiesen. Glückliche Kühe weiden hier inmitten der Farbenpracht. Am Rückweg besuchen wir noch kurz Jeffreys Bay und da ganz genau das Mündungsgebiet des Kabeljauws Rivers. Eigentlich mündet der Fluss ja gar nicht sondern der Wasseraustausch findet unterirdisch statt, da eine Sandzunge Fluss und Pazifik trennen. Voller Eindrücke machen wir uns auf den Rückweg und freuen uns schon auf einen späten Lunch im Fischlokal. Die Freude war verfrüht, hat doch das Lokal geschlossen. Laut Internet sollte es eigentlich offen sein, ist es aber nicht. Ein Hinweisschild belehrt uns, dass es um 16:00 Uhr wieder aufsperrt. Pünktlich sind wir um 4 wieder da, allein das Lokal ist geschlossen. Ein paar Schwarze sagen uns dann, dass der Laden erst um 5 Uhr wieder aufsperren wird. Ungläubig ziehen wir von Dannen, machen einen kleinen Abstecher zur Mall und checken dann nochmal ob nicht vielleicht doch früher aufgesperrt wird. Wir treffen den Wirt an welcher uns mitteilt, dass er um 5 Uhr aufsperrt, die Küche aber erst um ½ 6 zu arbeiten beginnt. Jetzt reicht es uns und wir gehen in die St. Francis Brewing Co., welche wir beim Bummeln entdeckt haben. Die haben offen, afrikanische Musik dringt aus den Lautsprechern, sie brauen das Bier selber und die Küche ist bereit für uns zu kochen. Die Karte ist übersichtlich und so landen auf Gertis Teller einmal mehr die Calamari und bei mir gibt es einen Yellow Fin. Mit dem Yellow Fin hab ich zwar in Saldanha keine große Freude gehabt und berichte dies der netten Dame welche mir zu verstehen gibt, dass ihre Jungs schon wissen wie man so einen Fisch richtig zubereitet.  Ich glaube ihr und werde nicht enttäuscht. Auch die Calamari munden und obgleich die Portionen gar nicht so groß ausgeschaut haben sind wir richtig satt. Morgen geht es weiter nach Storms River, mitten im Tsitsikamma NP gelegen. Ob wir da vernünftiges Internet haben ist derzeit nicht bekannt. Also nicht wundern wenn die nächsten 6 Tage von uns nichts zu lesen und sehen ist.
 
 
 
 
 
12.10.2017 – Anreise nach Storms River
In der Nacht hat das Wetter umgeschlagen und seit den frühen Morgenstunden regnet es. Wir lassen uns beim auschecken Zeit, ist doch unser nächstes Ziel nur ca. 100 km entfernt. Zuerst mal den Tank voll machen und dann noch zum Superspar. Die kommenden 6 Tage haben wir nur sehr eingeschränkte Möglichkeiten Lebensmittel zu kaufen und die Gastronomie in Storms River ist sehr bescheiden. In dem wohlsortierten Supermarkt finden wir alles was wir brauchen und machen uns so gegen 11:00 Uhr auf den Weg. Zuerst geht es ein kleines Stück nach Norden und dann biegen wir links ab in die R102. Das ist die alte Straße, die neue N2 verläuft parallel dazu. Wir haben ja Zeit und trödeln so vor uns hin während auf der N2 die Massen unterwegs sind. Die R102 verbindet heute nur mehr die Landwirtschaften miteinander und gehört uns de facto alleine. Wir fahren vorbei an blühenden Büschen und Bäumen, an riesigen Rider Farmen und gewaltigen Holzplantagen. Kurz vor unserem Ziel läuft uns eine ganze Herde Affen über den Weg und während die heimischen Farmer hier nicht den Fuß vom Gaspedal nehmen bleiben wir stehen und schauen der Meute zu. Kurz nach dieser Episode erreichen wir unser heutiges Ziel, wo wir für die nächsten 6 Tage Quartier beziehen werden. Wir befinden uns mitten im Nationalpark Tsitsikamma und die einzige Ortschaft ist eben Storms River. Unsere Gastgeber – Bob und Louise – erwarten uns schon. 2 herzensgute Leute die uns in Kürze alles erklären und uns dann die so sehr gewünschte Privatsphäre lassen. Unser zu Hause ist ein Cottage mit einer großen überdachten Veranda mitten im riesigen Garten. Die Umgebung ist grün, ruhig und absolut sicher. Trotz des schlechten Wetters setzen wir uns auf die Veranda und trinken ein Gläschen und fühlen uns wie im Paradies. Hier kann man es sogar bei schlechtem Wetter aushalten, wie wird es erst die kommenden Tage sein wenn die Sonne scheint? Die Vöglein tirilieren, der Jasmin duftet betäubend und die Natur ist überwältigend. Während wir so gedankenverloren dies alles genießen sorgt die Heizung im Cottage für wohlige Wärme. Schnell noch ein Reisfleisch gekocht und dann nichts wie ab ins Bett, mit dem E-Book bewaffnet, bei wohliger Wärme den kommenden sonnigen Tagen entgegensehend.
 
 
 
 
13.10.2017 – Tsitsikamma NP Park
Was hat mir gestern Abend Gerti in den Wein gepanscht? Welches Schlafmittel kam da zum Einsatz? Um 19:00 Uhr sind mir während des Lesens die Augen zugefallen und natürlich war ich um 1:00 Uhr putzmunter. Nach gefühlten Stunden konnte ich wieder einschlafen, aber um 5:00 Uhr war Schluss mit Lustig. Also raus aus den Federn und rein ins Internet um die heutige Tour noch einmal zu checken. Heute geht es in den Tsitsikamma NP! Als wir beim Eingang ankommen wieder das gleiche Prozedere wie bei jedem NP. Formular ausfüllen, warten bis die leicht übergewichtige Schwarze eben jenes bearbeitet, davontrabt – sehr übertrieben – wieder einher galoppiert – noch mehr übertrieben – und uns dann schlussendlich das Permit zum Eintritt in die Hand drückt. Dass wir im Besitz einer Wildcard sind interessiert keinen. Mit der Wildcard fallen keinerlei Eintrittsgebühren an und alle Daten sind hinterlegt. Endlich das Permit in Händen und unzählige Autos hinter uns entern wir den Park. Für heute steht die Hängebrücke über den Storms River auf dem Programm. Wir fädeln uns ein in die Masse der Touristen, welche individuell angereist oder per Bus hierher verbracht genau das Gleiche vorhaben. Die Wanderung wäre super schön ohne die Masse Menschen. Aber sind wir nicht unbescheiden, der Trail ist wunderschön. Bei auflaufender Flut drängt eine riesige Menge Wasser den Fluss hinauf und die Wellen des Flusses sind gigantisch. Aber nicht nur jene des Flusses, auch der Pazifik zeigt hier was in ihm steckt. Tosende Brandung, Gischt liegt in der Luft und die Kulisse ist atemberaubend. Anschließend fahren wir noch zum Big Tree, einer weiteren Sehenswürdigkeit in einem anderen Teil des Parks und wir sind wieder froh eine Wildcard zu haben. Die einmal gezahlten 2000 Rand sind längst schon wett gemacht und wir freuen uns jedes Mal diebisch, nichts mehr zahlen zu müssen. Hier entdecken wir ein uns noch unbekanntes Gefahrenschild Südafrikas. Bei der kleinen Wanderung zum Big Tree ist es im Vergleich zur Suspension Bridge totenstill. Wir genießen den Spaziergang in herrlicher Stille und werden wahrscheinlich auch später noch einmal die große Runde zu all den Sehenswürdigkeiten dieses Abschnittes des NP machen. Zu Hause angekommen wird als erstes der Braii angeheizt. Jetzt, wo wir darin Erfahrung haben eine leichte Sache. Und dann landet ein knappes Kilo Rind auf dem Rost und wird schonend und langsam bis zur „mouthwatering“ Stufe gegart. Nach dem üppigen Mal drehen wir noch eine Runde in unserem Garten. Das hier ist eigentlich kein Garten sondern eine kleine Farm. Man kann problemlos ½ Stunde rumlatschen ohne jemals an einen schon bekannten Punkt zu gelangen. Blumen überall, Gemüsebeete und Rasenflächen, eine kleine Bank zur Erholung und Vogelgezwitscher und das Quaken der Frösche – wie im Garten Eden. Jetzt noch schnell die Fotos gesichtet, der Bericht geschrieben und dann ab in die Heia, ein wenig lesen und seelig hinübergleiten ins Tal der Träume. Ahhhhh!!!
 
 
 
 
 
 
 
Ein kleines Video von der Flussmündung findest du hier: https://youtu.be/TeEqbo89HJc
14.10.2017 – Natures Valley
Als wir heute Morgen die Fenster öffneten wehte uns ein sehr warmer Wind ins Cottage. Das Thermometer zeigte 26° und laut Wetterfrosch sollte es heute den ganzen Tag Sonne satt geben. Ich bereite noch schnell das Essen für heute zu – Nudel/Thunfischsalat. Gleich eine Riesenportion – bei dem Salat kommt der Hunger beim Essen. Somit können wir heute den schönen Tag so lange nutzen wie es uns Spaß macht – dass Essen ist ja schon fertig. Wir entscheiden uns heute entgegen den ursprünglichen Plan für das Nature Valley anstelle des Waterfall Trails im NP. Der Grund hierfür ist schnell erklärt. Gesamtlänge Trail ist ca. 7 km. Davon geht der erste km über angenehmes Terrain, danach geht es im Fels nur mehr auf und ab und ist bei Feuchtigkeit mehr als problematisch. Wasserfälle gibt es zu Hause jede Menge, einer mehr oder weniger ist zu verkraften. Das Nature Valley ist das Mündungsgebiet des Grootrivier. Wie bei allen Flüssen ist die Abflussmenge ins Meer sehr gering und eine lange Sandbarriere staut den Fluss großflächig auf. Kaum erreichen wir die Abfahrt zum Valley ziehen Wolken auf und beim Verlassen unseres Subaru stellen wir fest, dass die Temperaturen überhaupt nicht mehr so warm sind. Die festen Jacken liegen natürlich zu Hause in der Cabin.  Ziel ist der Lookout Point, zu welchem man ca. 2,5 km immer den Strand entlang wandert und dann noch gut ½ Stunde relativ steil bergauf muss. Der Sand hier ist völlig anders als bisher erlebt. Bei jedem Tritt sinkt man tief ein und es ist eine echte Strapaze die 2,5 km zu gehen. Mit recht weichen Knien machen wir uns den Berg hinauf und müssen wegen des bewölkten Himmels leider feststellen, dass wir uns das hätten sparen können. Der Wind von See bewirkt starken Spray in der Luft – absolut tödlich für gute Fotos. Den Rückweg wählen wir über den Ort. Ein kleiner Pfad führt uns an die äußersten, tief in den Wald gebauten Häuser und plötzlich sehen wir Rehe in unmittelbarer Nähe. Die Tiere sind absolut nicht scheu und lassen sich bei der Äsung kaum stören. Dass es keine Rehe sind erfahren wir später auf einem Schild, welches uns die heimische Tierwelt näherbringt. Die Gattung nennt sich Stenbook – hat mit unserem Steinbock aber überhaupt nichts gemein. Wir gehen ca. 40 Minuten durch den Ort, welcher fast zu 100% aus Ferienhäusern besteht. Nur die wenigsten sind bewohnt. Dann gehen wir über die Dünen wieder zum Strand um uns noch den Abfluss des Grootrivier anzusehen. Die Flüsse haben hier alle eine tiefbraune Farbe, was daher rührt, dass ungemein viel Altholz hier verrottet und die Tannine diese Färbung hervorrufen. Fast schon wieder beim Auto angelangt marschiert uns noch ein süßer weißer Vogel über den Weg. Am Heimweg machen wir noch einen Stopp bei der Bloukrans Bridge, die mit 216 m die höchste Brücke Afrikas ist. Dort gibt es natürlich für Adrenalinsüchtige Bungee-Jumping. Wir schauen ein wenig zu und machen uns auf den Heimweg. Der Nudelsalat ist in der Zwischenzeit gut durchgezogen und mit dem frischen Schnittlauch aus dem Garten ist er ein Gedicht. Dann noch ein klein wenig den süßen Duft der Orangebäume im Garten genießen und schön langsam nähert sich der Tag seinem Ende.
 
 
 
 
 
15.10.2017 – Sonntag
Heute ist Sonntag, aber leider kein Sonnentag. Das Wetter in Tsitsikamma ist recht wechselhaft und es regnet oft. Die nur wenige km entfernte Küste bringt viel Feuchtigkeit ins Landesinnere und da stehen die Berge und irgendwo muss das Nass ja runter. Tsitsikamma bedeutet in der Sprache der einheimischen  Khoikhoi „wasserreicher Platz“ – wir können das gut nachvollziehen. Gegen Nachmittag soll es etwas auflockern – vielleicht ergibt sich die Möglichkeit für eine kleine Wanderung in den nahe gelegenen Park. Der ist von unserem Quartier ja gemütlich in 10 Minuten zu erreichen. Der Vormittag wird aber keinesfalls nichts tuend vergeudet. Unser braver Subaru ist nun gut einen Monat durch jedes Dreckloch gefahren und bekommt eine Wäsche spendiert – natürlich nicht in der Waschstraße sondern mit Schwamm und Kübel und von uns höchstpersönlich. Nachdem die weiße Grundfarbe wieder erkennbar ist widmen wir uns der eigenen Pflege. Hier kann man ja Wasser verschwenden – die haben ja genug – und so steht einer schönen, langen, heißen Dusche nichts im Weg. Sauber und wohlriechend bastelt Gerti dann ein Frühstück – Eierspeise mit Bacon, Tomaten  und Toast – und dann warten wir bis sich die Sonne erahnen lässt. Nach gut 5 Wochen ohne freien Tag haben wir heute kein schlechtes Gewissen. Als kurz nach 11:00 die Sonne durch die Wolken blinzelt gibt es kein Halten mehr. Wir gehen zum Citycenter – sehr überschaubar – und danach biegen wir rechts ab zum Goesa Forest Trail. Hier gibt es eigentlich gar nicht so viel Sehenswertes und so sucht das Auge eben nach den kleinen Dingen die sonst im Verborgenen bleiben. Sind es die hübschen Pilze auf dem Totholz, ist es der Tausendfüßler, der rote Farn oder die wunderschönen kleinen Blüten am Wegesrand – es gibt immer wieder etwas Neues zu entdecken. Nach dem gut ½ stündigem Trail gehen wir noch die Darnell Street entlang, welche wenige hundert Meter nach dem Ort direkt wieder in den NP führt. Am Wegesrand entdecken wir ein kleines Häuschen, welches mit ein, zwei Handgriffen zu einem schmucken Eigenheim aufgepeppt werden könnte. Wir werden mal den hiesigen Immobilienmakler aufsuchen um zu erfahren,  was dieses Kleinod kosten soll. Der Weg führt uns wieder tief hinein in den Urwald. Ein kleiner Fluss kreuzt unseren Weg und rinnt einfach quer über diesen dem Meer entgegen. Nach knapp 3 Stunden sind wir wieder in Stroms River und machen einen kurzen Stopp bei der hiesigen Micro Brewery. Die Gerti mag ein leichtes Helles und ich ein würziges Stout. Ausgeschenkt wird nur in Seiterl. Die Hauskatze leistet uns Gesellschaft und nach dem Seiterl haben wir Knie wie aus Gummi. Halleluja, wie stark ist denn das Gebräu? Schmecken tut es vorzüglich und in der Brauerei entdecken wir jede Menge Säcke mit Hopfen und Malz aus Heidelberg und Bamberg. Also an den Zutaten kann es nicht gelegen haben dass wir nach einem kleinen Bier fast betrunken sind. Der Alkoholgehalt muss enorm sein. Wir torkeln die letzten paar 100 m nach Hause und machen uns einen Kaffee zu den guten Cookies. So schnell der Rausch kam war er auch wieder weg und wir legen die Füße hoch. Nein, es muss nicht immer die Sonne scheinen um einen wunderbaren Tag erleben zu dürfen.
 
 
 
 
 
 
 
16.10.2017 – Storms River Umgebung
Nachdem ich den gestrigen Abend größtenteils den TV-Übertragungen zur Nationalratswahl gefolgt bin ist heute Morgen erst wake up time um 7:30 Uhr. Der Wetterfrosch plant nichts Gutes und somit sind wir um 9:00 Uhr bereit die nähere Umgebung zu erforschen. Zunächst fahren wir zur Storms River Bridge und sind überwältigt, wie tief sich dieser kleine Fluss in die Coastal Mountains hineingefressen hat. Der Fluss führt eigentlich kaum Wasser, hat es aber dennoch über die Jahrtausende geschafft, seinen Verlauf zum Meer zu finden. Danach geht es einmal mehr zum Big Tree, aber diesmal machen wir auch noch den anschließenden Trail zum „Big Yellow Wood Tree“ welchen wir nach gut einer Stunde erreichen. Der Dschungel ist hier besonders dicht und es dringt kein Licht durch den Schatten der Bäume. Keine Blumen, wenige Vögel und nur wir 2. Eigentlich müsste man meinen, dass das sehr langweilig ist, ist es aber nicht. Jeden Fußtritt planend gehen wir  durch die grüne Wildnis und erfreuen uns an den klitzekleinen Momenten wo Tageslicht durch das Dicht der Blätter tritt und nicht zuletzt an dem riesigen Yellow Wood Tree. Als wir nach 2 Stunden den Trail beendet haben wissen wir erst, wie schön Sonnenschein sein kann. Am Heimweg machen wir noch einen kleinen Stopp und gehen den Fynbos Trail in Storms River. Was für ein Unterschied zum Dschungel! Das Gehölz ist licht, die Blumen bekommen genügend Licht und blühen und die Sonne scheint. Nach dem Trail fahren wir zum Quartier und heizen gleich mal den Braii an. Darauf landet dann das 2. ¼ unserer Kuh auf dem Grill und satt und glücklich begeben wir uns in die Horizontale.
 
 
 
 
 
 
17.10.2017 – Schlechtwetter gibt es nicht
In der Nacht fängt es an zu regnen und die Temperaturen fallen unter 10°. Böiger Wind aus Süden – das ist hier der kalte – trägt nicht unbedingt dazu bei sich ins Freie begeben zu wollen. So verbummeln wir den Vormittag unter anderem mit der Planung der nächsten Reise. Wir haben viel nachzuholen und noch jede Menge Pläne. Als sich dann gegen 13:00 Uhr der Magen meldet müssen wir einen Teil unsere Notvorräte opfern. Eigentlich wollten wir ja zumindest einmal in Storms River essen gehen, aber mangels entsprechend guter Gastronomie greifen wir lieber zurück auf unseren Vorrat an Rindfleisch und werfen wieder den Braii an. Man kann Steaks einfach nicht besser zubereiten als auf dem Braii. Nachdem sich wieder einmal ein knappes Kilo Rind in unseren Bauch verirrt hat tritt etwas Müdigkeit ein. Gleichzeitig aber kommt die Sonne hervor und der Wind hat auch nachgelassen. Also rein in die Wanderklamotten und ab geht es zum bereits bekannten NP direkt vor den Toren von Storms River. Direkt am Ende des Ortes beginnt dieser NP mit einer Allee aus wirklich stattlichen Eukalypten. Auf dem ersten Bild sieht man Gerti hinter dem NP-Schild, am zweiten neben einem entwurzelten Baum, bei dem lediglich jener Teil entfernt wurde der den Wanderweg versperrte. Im NP bleibt alles liegen wie es ist. Wir gehen diesmal sehr weit hinein in den Urwald und erst nach gut 2 1/2  Stunden sind wir wieder beim Ausgangspunkt angekommen. Natürlich machen wir eine kleine Pause bei der Brauerei und gönnen uns ein Glas Bier. Auf der anderen Straßenseite sind 2 Pferde vor einem Lokal angebunden, man könnte glauben im Wilden Westen zu sein. Lediglich die sehr großen, ewig laut schreienden und immer in Massen auftretenden Vögel passen nicht ganz ins Bild.
 
 
 
18.10.2017 – Anreise nach Plettenberg Bay
Strahlender Sonnenschein begrüßt uns heute Morgen. Der Wind hat nachgelassen, die Temperaturen sind allerdings immer noch weit entfernt vom Wohlfühlpegel. Wir haben heute viel Zeit, können wir doch erst um 12 Uhr ins neue Quartier und die Anreise dauert eine knappe Stunde. Wir bummeln so vor uns hin und bevor wir uns versehen ist es ¾ 11. Also schnell der lieben Louise und dem ebenso lieben Bob Danke für alles sagen was sie uns zukommen ließen und ab geht’s Richtung Westen. Auf der neu errichteten N2 kommen wir schnell voran. Wir haben aber so viel Zeit, dass wir statt der erlaubten 120 km/h so mit einem gemütlichen 70er dahingondeln. In Südafrika ist es Usus, dass der langsam Fahrende wenn immer möglich auf den Pannenstreifen ausschert um dem Überholenden das Leben so einfach wie möglich zu machen. Der Schnellere bedankt sich mit der Warnblinkanlage und der Langsame quittiert dies mit der Lichthupe. Ich musste heute häufig die Lichthupe betätigen. Trotz Bummelei sind wir zu früh in Plett – kein Mensch sagt hier Plettenberg Bay – aber bereits nach wenigen Minuten des Wartens kommt die Tochter des Hauses mit ihrem Gatten und übergeben uns das Quartier. Was wir hier präsentiert bekommen verschlägt uns den Atem. Eine voll ausgestattete 90 m² Wohnung mit allem Drum und Dran. Hier fehlt es an nichts und es bleiben wirklich keine Wünsche offen. Dass die Nacht nicht einmal 30 Euro kostet ist das Tüpfelchen auf dem I. Wir richten uns häuslich ein und machen uns dann auf den Weg, Plett ein wenig zu erkunden. Zuerst fahren wir zum Central Beach, dann knapp einen km weiter zum nächsten und schlussendlich noch zum Keubroomstrand, ca. 13 km östlich von Plett. Wir sind begeistert! Was für eine Natur, welch unterschiedliche Gegebenheiten in so kleinem Umfeld. Dabei haben wir ja nur 3 Punkte herausgepickt. Was da noch alles kommen mag? Gegen 15:00 Uhr geht’s zurück nach Plett zum Lokal „The Fat Fish“. Als Starter warten auf mich die geräucherten Austern im Tempura Teig auf Salat. Die Austern sind gut, aber der Salat wurde in Sojasauce ertränkt. Danach Fisch mit Gemüse und gedämpften Babykartoffeln mit Thymian. Der Fisch ist erstklassig, den Rest kann man vergessen. Karotten, Bohnen, Karfiol und Brokkoli wurden offensichtlich alle zusammen gleichlang gegart, was leider dazu führte, dass die Karotten und Bohnen mehr als al dente waren. Die Minikartoffeln hingegen waren total zerkocht. Zum Trost haben wir uns dann noch etwas Süßes gegönnt. Bei Gerti war es etwas mit Haselnüssen und Früchte und bei mir die Schokomousse mit Chili. Süßes, das können sie hier in Südafrika. Tadellos. Ab morgen geht es wieder zu den kleinen Buden mit den frischen Fish and Chips. Beim kurzen Verdauungsspaziergang sichten wir den ersten Liveguard, welcher zwar angestrengt die wenigen Badenden beobachtet, aber mit seiner dicken Daunenjacke nicht gerade einen einsatzbereiten Eindruck erweckt. Zu Hause treffen wir dann unseren Hausherren, plaudern ein wenig und machen es uns dann gemütlich auf unserer Terrasse. Die Haushündin Kayla – ein Border Collie – lässt uns nicht aus den Augen bis zu jenem Moment, wo ihr vor lauter Achtsamkeit, auf unserer Stufe zur Terrasse liegend, die Augen zufallen. 
 
 
 
 
 
 
19.10.2017 – Paradise Coast
Gegen 6:00 schaut Gerti einmal kurz bei der Haustüre heraus und schon ist Kayla in der Wohnung und bleibt. Die Nacht ist doch ein bisschen frisch und im Haus ist es wärmer. Ich glaube, Kayla hat uns adoptiert. Das Wetter heute ist schön aber windig. Der für heute geplante Ausflug zur Robberg Nature Reserve wird auf morgen verlegt und wir nutzen den heutigen Tag zur weiteren Erkundung der Paradise Coast. Diese umfasst das Gebiet zwischen Wilderness im Westen bis zum Tsitsikamma NP im Osten. Bei einer Länge von ca. 120 km liegt Plett so ziemlich in der Mitte und ist ein idealer Ausgangspunkt um die mannigfaltige Schönheit – umsonst heißt das Gebiet nicht Paradise Coast – zu erkunden. Dem östlichen Teil haben wir ja bereits von Storms River aus abgearbeitet und so bleibt für heute und morgen der Zentralraum rund um die Plettenberg Bay. Viel zu wenig Zeit um alles zu sehen. Den westlichen Teil machen wir dann von Knysna aus – da haben wir dann wieder mehr Zeit eingeplant. Gegen 11:00 Uhr machen wir uns auf den Weg. Zunächst fahren wie zum Lookout Strand, dem Stadtstrand von Plett, welcher mit seiner Düne dem Keurboomsrivier fast gänzlich den Abfluss versperrt. Nur durch einen kleinen Kanal findet der Wasseraustausch statt. Wir wandern gut eine Stunde am Strand entlang und freuen uns darüber, auch hier Austernfischer (Vögel) entdecken zu können. Im Anschluss daran wird die Sanctuary Beach inspiziert, die gut 5 km lang ist und Plett mit der Halbinsel Robberg verbindet. Alles traumhaft schön und wäre der starke Wind heute nicht, würden wir glatt die Strände alle an einem Tag abwandern. So aber begnügen wir uns mit der Inspektion. Danach knurrt uns der Magen und wir fahren wieder zum Central Beach und besuchen heute das Lokal „Mobys“, welches für seine Meeresfrüchte bekannt ist. Hier geht es rustikaler zu als gestern und das ist auch gut so. Der leckere Cabernet Sauvignon kostet die Hälfte von gestern, der Fisch ist ebenfalls um 1/3 billiger und die Atmosphäre ist locker und hemdsärmelig. Genau so muss es sein. Mit einem tollen Ausblick auf das Meer ist das Warten aufs Essen - begleitet von einem guten Schluck - überhaupt kein Problem und während wir so dem Meer zusehen ist auch schon das Essen da. Fish & Chips vom allerfeinsten. Danach noch was Süßes und die gastronomische Welt ist wieder heil. Dass man bei 17° und starkem  Wind dem Meer auch Spaß abgewinnen kann beweisen die 3 jungen Damen, welche während unserer Mahlzeit eine riesen Gaudi am Strand gehabt haben. Wieder zurück im Quartier lernen wir noch die Hausherrin kennen, eine ganz Liebe, mit der wir uns sofort gut verstehen. 
 
 
 
 
Ein kleines Video vom Warten aufs Essen findest du hier: https://youtu.be/vRReu4jccxU
20.10.2017 – Robberg
Das Wetter ist heute famos. Wir machen uns schon recht bald auf den Weg und sind kurz nach 9:00 Uhr beim NP Robberg. Erst 3 Besucher haben vor uns das Anmeldeformular ausgefüllt und wir sind quasi allein unterwegs. Der Robberg ist eine Halbinsel westlich von Plett und die Wanderung besteht aus 3 Schleifen, welche ineinander übergehen. Der erste Loop führt bis zum „Gap“, einem Einschnitt in den Höhenrücken der Halbinsel. Der zweite Loop schließt direkt an den Ersten an und führt uns bis zum Witsand, einer enorm hohen Düne, von wo man zur „Die Eiland“ absteigen kann. Der dritte und letzte Loop geht bis hinaus an die Spitze der Halbinsel und den machen wir heute nicht. Mindestdauer aller 3 Teile ist 4 Stunden und da muss man aber gut zu Fuß sein. Wir lassen uns Zeit und genießen, genießen, genießen. Ich spare mir heute die vielen Worte und lass die Bilder sprechen. Jeder Kommentar ist überflüssig, einfach nur grandios. Nach guten 4 Stunden sind wir wieder beim Parkplatz welcher jetzt total voll ist. Ja, der frühe Vogel fängt den Wurm. Noch schnell zum Supermarkt und dann heim. Zu Hause treffen wir Linda und Hein an und wir quatschen uns fest. Das Braii – ja, heute muss auch das 4. ¼ unserer Kuh dran glauben – ist jetzt schon Routine. Was für ein Tag! Geht es noch besser? Wir wollen nicht unbescheiden sein. Alles bisher war grandios, auch wenn man ab und an gewisse Abstriche machen muss. Aber alles bisher Erlebte übertrifft die kühnsten Erwartungen. 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Ein kleines Video findest du hier: https://youtu.be/X1P0INH5lj4
21.10.2017 – Anfahrt nach Knysna
Heute heißt es Abschied nehmen von der wunderschönen Plettenberg Bay. Nächster Stopp ist Knysna, gerade Mal 30 km westlich gelegen. Wir vertrödeln den Vormittag noch in Plett und kurz vor 12:00 Uhr nehmen wir Abschied von Hein und Linda. Zwischen uns hat die Chemie zu 100% gepasst und wir sind schon ein bisschen traurig, dass wir hier nur 3 Tage eingeplant hatten. Na beim nächsten Mal wird es sicher ein längerer Aufenthalt werden. Als wir beim Tor herausfahren liegt die süße Kayla mit traurigen Augen auf unserer Terrasse und will noch einmal gestreichelt werden. Die kurze Strecke bis Knysna ist schnell abgespult und bereits 10 km vor dem Ort sieht man die verbrannte Erde, bei welchem der letzte Waldbrand im Juni dieses Jahres nicht nur ein riesiges Gebiet verwüstet hat sondern dem auch 500 Häuser zu Opfer fielen und der 7 Menschenleben kostete. Als wir bei unserem Quartier ankommen sehen wir, dass auf der anderen Straßeseite ebenfalls die Bäume und Häuser verbrannt sind. Da haben wir aber Glück, dass auf unserer Straßenseite alles heil geblieben ist. Wir checken ein und machen uns auf den Weg in die Ortschaft. Die Gesamteinwohnerzahl liegt zwar bei ca. 50.000, aber die sind über eine riesige Fläche verteilt. Die riesige Bucht beherbergt 2 große Inseln – Thesen- und Leisure Island – welche natürlich vollgepflastert sind mit den Wohnsitzen der Reichen. Die, die Bucht eingrenzenden Felsvorsprünge – die sogenannten Heads – sind ebenfalls dicht verbaut. Der Ortskern selbst ist sehr überschaubar aber gemütlich. Von unserem Quartier ist es grad mal gut 1 km zur Lagune und wir gehen zu Fuß zum bekanntesten Fish & Chips Laden, der Freshline Fisheries. Heute gibt’s unter anderem den Kingklip, der zwar urhässlich ist aber sehr wohlschmeckend. 2 große Portionen finden den Weg in unsere Bäuche. Zum runterspülen muss heute schnödes Mineralwasser herhalten, hat das Lokal doch keine Lizenz. Das nächste Mal nehmen wir uns unsere eigene Flasche Wein mit – ist hier überhaupt kein Problem. Diese BYO-Lokale (bring your on) kennen wir bereits von Australien. Wir spazieren noch ein wenig auf Thesen Island herum bevor wir den Heimweg antreten.Während die Frauen sich ein Gläschen genehmigen, vergnügen sich die Kinder im Wasser der Bucht. Dass wir keinen Wein dabei hatten macht ja nichts, im Kühlschrank wartet schon der Süffige von den Klaver Kellern. Also wird im Garten unseres Quartiers die Ankunft in Knysna begossen und danach lassen wir alle Fünfe gerade sein. Morgen ist auch noch ein Tag und den wollen wir voll nutzen.
 
 
 
22.10.2017 – Knysna - Umgebung
Als wir heute Morgen die Haustüre öffneten wartete nicht Kayla vor der Tür auf uns sondern ein Äffchen auf dem Dach. Da der Waldbrand das Hinterland in Schutt und Asche gelegt hat, haben es die Affen hier schwer an Nahrung zu gelangen. So dringen sie immer mehr in die Ortschaft vor und versuchen hier etwas Nahrung zu finden. Es sind reine Pflanzenfresser und wir wurden eindringlich ersucht die Tiere nicht zu füttern. Sie werden sonst zu sehr an die urbane Umgebung gewöhnt und sie sollen doch wieder – sobald sich die Natur wieder erholt hat – zurück in die Wälder wo sie beheimatet sind. Wir machen uns so gegen 9:00 Uhr auf den Weg, haben wir uns doch für den heutigen Tag 4 Ziele vorgenommen. Zuerst besuchen wir die Knysna Heads, jene beiden mächtigen Felsrücken, welche den Eingang zur Lagune begrenzen. Obwohl die See ruhig ist drängt der indische Ozean hinein in das Becken und der Wellengang bei den Heads ist mächtig. Wir gehen auf dem bestens ausgebauten Pfad alle Punkte ab und machen uns dann auf den Weg zu Ziel Nummer 2, Leisure Island. Diese Insel in der Lagune ist wie schon Thesen Island den etwas Begüterten vorbehalten. Hier ist von den hohen Wellen bei den Heads überhaupt nichts zu spüren. Friedlich und idyllisch liegt die Lagune da und die Einheimischen sammeln Muscheln. Eigentlich wollen wir nur zu einem Lookout Point aber dann kommt es anders. Bei der kurzen Fahrt über die Insel entdeckt Gerti die hohen Eukalypten, welche hier als Allee die Hauptstraße begrenzen. Dahin wollen wir noch wandern. Da die Insel ja nur 1 km lang ist also kein Problem. Auf dem Weg zu den Eukalypten stolpern wir jedoch über einen Wanderweg, welcher entlang der nördlichen, somit sonnigen und windabgewandten Seite der Insel verläuft. Dieser Weg verläuft zwischen der Küste und den Villen und ist so wunderschön, dass wir die Zeit völlig übersehen. Wir berauschen uns einmal mehr an dem Füllhorn der Natur. Die Salzmarschen, die Vögel, die Blumen, die Stille – ja genau, paradiesisch. Den Rückweg zum Parkplatz nehmen wir über die Dorfstraße, vorbei an den hübschen Häusern mit ihren wunderschönen Gärten. So wird aus einer geplanten ½ Stunde ein halber Tag. Wir fahren beseelt nach Hause und dann geht es in den Ort zum sehr späten Lunch. Ich hab wieder ein tolles Fischlokal im Visier, verirre mich wie üblich am Weg dorthin – zu Fuß ohne Navi bin ich hilflos – und als wir dann doch endlich ankommen hat der Laden geschlossen. Gerti hat beim Hinweg schon ein anderes Lokal entdeckt und das streben wir nun an. Volltreffer! Das Publikum ist schwarz oder zumindest colored und die Speisekarte überschaubar. Das Essen aber ist wunderbar. Bei Gerti ist es heute Calamari und Hake, bei mir muss heute ein Hühnerspieß herhalten. Das Essen ist ausgezeichnet und die Portionen gewaltig. Die Preise sind klein und die Bedienung eine Weiße. Die ist ein wenig lahmarschig und wird erst nach Aufforderung flotter und freundlicher. Die soll sich bitte einmal etwas von ihren dunkelhäutigen Kollegen abschauen. Pappsatt machen wir uns auf den Heimweg und lassen es für heute gut sein.
 
 
 
 
 
 
 
 
Ein kleines Video von den Knysna Head findest du hier: https://youtu.be/L0mbQyxbtg8
Ein kleines Video von dem Naturschutzgebiet auf Leisure Island findest du hier: https://youtu.be/9L94CdNOsUs
23.10.2017 – Knysna westwärts
Heute muss der erste Abschnitt von Knysna’s Westen Farbe bekennen. Angesichts des diesigen Wetters gar nicht so einfach. Leichter Dunst und der Spray der Brandung begünstigen nicht gerade die fotografischen Ambitionen. Zunächst fahren wir zur Buffalos Bay, welche ca. 20 km von Knysna entfernt ist. Es weht eine kräftige Brise und obwohl das Thermometer 19° anzeigt fühlt es sich doch wesentlich kälter an. Riesige Wellen wirft der Pazifik ans Festland. In den Rockpools herrscht Stille und die Natur bringt eine Vielzahl an Kreaturen hervor. Als wir weiter wandern wären wir beinahe über einen süßen Vogel gestolpert. Kaum erkennbar mit seiner Tarnkleidung steht der Piepmatz keinen Meter von uns entfernt in der Wiese. Wie eine Prima Ballerina auf seinen langen dünnen gelben Beinen. Als er merkt dass wir nichts von ihm wollen geht er vor uns über den Weg, geradewegs auf mich zu wie ein Modell am Laufsteg. Und als er mir dann mit seinen gelben Augen einen kecken Blick zuwirft muss ich schon schmunzeln. Schnell ein Foto von dem Lauser machen und dann noch eins von den herrlich  orangeschimmernden Felsen mitten im saftigen Grün des Ufers. Wir gehen an der Küste entlang und gelangen so zu der Mündung des Goukamma Rivers. Es ist gerade Ebbe und das dunkle Wasser des Flusses bahnt sich seinen Weg zum Ozean. Am Rückweg gibt sich noch ein Austernfischer die Ehre und ein riesiger Baumstumpf rundet den phänomenalen Eindruck, den dieser Strand auf uns ausübt, ab. Nur wenige km weiter erreichen wir Sedgefield in dessen Hinterland der Swartvlei River einen mächtigen See bildet bevor er in den Ozean mündet. Dieser Teil Afrikas gehört bereits zum Wilderness NP und wie müssen natürlich auch hier unsere Spuren im Sand hinterlassen. Der indische Ozean stürmt auch hier mit mächtigen Wellen heran, aber wir finden auf diesem Strandabschnitt wunderbare, windgeschützte Buchten. Für heute belassen wir es bei unserer Ausbeute und machen uns auf den Heimweg. Noch schnell runter zum Superspar und dann wird ein riesen Topf Reisfleisch gekocht. Und als Belohnung für die heutigen Strapazen gibt’s danach noch eine Erdbeerbowle.
 
 
 
 
 
 
24.10.2017 – Umgebung Wilderness
Heute Morgen wecken mich nicht die Affen sondern der Sonnenschein. Nanu, sollte es heute nicht grau in grau sein? Kaum 1 Stunde später ist Grau allgegenwärtig. Das Wetter kann hier wirklich binnen kürzester Zeit umschlagen. Wir bleiben allerdings dennoch unserem Plan treu und nehmen die Umgebung von Wilderness ins Visier. Unser erster Stopp ist heute der Malachit Bird Hide, ein Vogelbeobachtungspunkt am Bo-Langvlei. Der See ist umgeben von hohem Schilf und ein schöner Boardway führt zur Beobachtungshütte. Leider sind außer ein paar Entchen keine weiteren Vögel anzutreffen und so fahren wir weiter nach Wilderness an den Strand. Wir spazieren so ca. eine Stunde am Strand entlang bevor uns die Victoria Bay ein klein wenig westlicher lockt. Dies hier ist ein Dorado für Wellenreiter. Der Ozean drückt gewaltige Wellen in die immer enger werdende Bay und ein paar Unerschrockene warten schon weit draußen auf dem Meer mit ihren Boards. Aber solange wir auch zusehen, es wurde keine einzige Welle abgeritten. War wohl nicht die richtige Welle dabei. Wir schauen uns in dem klitzekleinen Ort ein wenig um, der zu 90% aus Beherbergungsbetrieben besteht. Es gibt neben einem kleinen Strand auch einen Rockpool und ganz am Ende des Dörfchens entdecken wir noch den Friedhof. Hier erinnern nur kleine Schilder an die Verblichenen und ein Wegweiser weist in alle möglichen Himmelsrichtungen. Nachdem wir gestern in Sedgefield vergebens nach einem Fischlokal gesucht haben wurde gestern Abend noch das Internet bemüht und das empfiehlt den Laden von Kaai. Äußerlich wirklich keine Schönheit, im Garten einfache Holzbänke, die Speisekarte steht auf der Tafel und die Gäste sind ausschließlich Einheimische. Wir checken die Tafel und bestellen am Tresen 2-mal Seehecht – die große Portion – mit Chips und panierten Zwiebelringen sowie 2 Ginger Ale. Der Laden ist nicht lizensiert und daher gibt es keinen Wein. Wir könnten zwar unseren eignen mitnehmen, haben wir aber nicht. Nach kurzer Zeit kommt das Essen. Was da auf dem Brett serviert wird ist phänomenal. Nicht nur ob der Größe – es ist mindestens ½ kg Fisch für jeden von uns – sondern vor allem ob der Qualität. Der Fisch ist saftig und perfekt gegart, die Chips außen kross und innen flaumig und die Zwiebelringe ein Traum. Wirklich die besten Fish & Chips die wir je gegessen haben. Ich zahl am Tresen und für alles zusammen berappe ich grad mal 13,00 Euro. In uns breitet sich eine innere Schwere aus und wir fahren wieder zurück in unser Quartier. Für morgen ist etwas schöneres Wetter vorhergesagt und da werden wir dann sicher wieder einen längeren Ausflug machen. 
 
 
 
 
 
 
Ein kurzes Video von der Victoria Bay findest du hier: https://youtu.be/eQkD_uTfLKE
25.10.2017 – Halbzeit oder so
So rund die Hälfte unserer Südafrika Exkursion ist Geschichte. Waren wir anfangs noch hektisch und zielstrebig hinter den geplanten Stopps hinterher so erwischen wir uns jetzt dabei, dass wir es eher etwas ruhiger angehen. Kann ein Ziel aus welchen Gründen auch immer nicht abgearbeitet werden so kommt es eben auf die „to do Liste“ fürs kommende Jahr. So hätten wir hier in Knysna noch allerhand zu besichtigen, allein das Wetter ist leider nicht jeden Tag dazu angetan die Pläne umzusetzen. Heute ist für die Morgenstunden schönes Wetter angesagt und danach soll es regnerisch werden. Also machen wir uns bereits um 8:00 Uhr auf den Weg zum Leisure Island. Ja, das haben wir schon besucht, aber einen weiteren kleinen Spaziergang in den Morgenstunden bei Sonnenschein ist das Inselchen mit seiner kleinen Steenbok Nature Reserve allemal wert. Keine 10 Meter nach dem Parkplatz wartet auch schon ein Graureiher auf uns. Wir bummeln am Ufer entlang und entdecken immer wieder neue kleine Wunder der Natur. Mal sind es die lieblichen Blüten, mal die duftenden Rosen und dann wieder die Vögel welche sich hier immer ein Stelldichein geben. Man mag es nicht glauben, aber auf der kleinen Insel wandern wir genussvoll knappe 2 Stunden durch den noch kleineren Park. Der Himmel ist mittlerweile bedeckt und wir fahren zurück zum Quartier. Von hier aus sind es grad mal 10 Minuten zu Fuß zur Knysna Mall welche wir bis heute links liegen gelassen haben. Also checken wir mal alle Shops und kommen zu der Erkenntnis, dass wir nichts brauchen. Exakt auf der anderen Straßenseite ist die Ole Factory Mall und wir wollen mal sehen was die so anzubieten haben. Wir queren die Straße und glauben in einer anderen Welt angekommen zu sein. Die erste Mall war rein weiß (Publikum), modern, hell, westlich – die zweite Mall schwarz (Publikum),  alt, dunkel, dritte Welt. Doch, sie lebt noch die Apartheit – zumindest hier in den Einkaufscentren von Knysna. Wir besuchen noch den doch sehr touristisch angehauchten Markt und am Rückweg kaufen wir nochmals Erdbeeren und ein paar Kleinigkeiten ein. Zu Hause gibt es heute den Rest des Reisfleischs von vorgestern und da das Wetter immer schlechter wird und zur Feier der Halbzeit noch einmal eine Erdbeerbowle mit rosa Sekt aus Stellenbosch.
 
 
 
26.10.2017 – was tun?
Knysna macht es uns nicht gerade leicht, eine engere Beziehung zu diesem Küstenort aufzubauen. Wegen der Waldbrände im Juni ist das Hinterland, welches vor dem Brand von dichtem Wald dominiert wurde, karg und unansehnlich. Das Wetter ist extrem unberechenbar. Heute Morgen schien die Sonne bei frischen 9° und keine 10 Minuten später ist wieder alles grau in grau und kalter Wind pfeift durch das mit einer Zwangslüftung versehene Quartier. Diese Lüftung mag im Sommer ja Sinn machen, aber zurzeit ist sie eher kontraproduktiv. Gegen 7:30 Uhr kommen die Affen. Durchs Fenster entdecken sie in der Küche ein gelbes Abwaschtuch und vermuten, dass es sich um eine Banane handelt. Sie trommeln gegen das Fenster und wollen rein. Aber es gibt keinen Einlass. Danach werden alle Mülltonnen nach Nahrung durchsucht. Man glaubt gar nicht wie schnell diese Affen den doch recht schweren Deckel von der Tonne reißen um an den Inhalt zu gelangen. Früchte oder Gemüse werden sofort gierig verschlungen, Brot wird zwar inspiziert aber dann doch wieder weggeworfen. Erst als der Affenchef kommt tritt wieder Ruhe ein. Der Silberrücken ist ein stattliches Tier und schön anzusehen. Nach diesem Intermezzo mach ich mir einen Kaffee und begebe mich wieder in das Wohnzimmer, wo sich der Gasofen ohne nennenswerten Erfolg bemüht seiner Aufgabe nachzukommen. Die erwärmte Luft entweicht umgehend über die Zwangslüftung des Hauses. Wir verbringen den Vormittag mit warten auf Wetterbesserung. Gegen 13:00 Uhr hört der Regen dann endlich auf und wir packen uns warm ein und gehen runter zur Waterfront Mall. Das Lokal Bazala ist berühmt für afrikanische Küche und nach all den Fish & Chips soll es einmal etwas landestypisches sein. Gerti gefällt die Shovel und mir das Steak vom Kudu. Der Kudu ist eine der großen Antilopenarten und kann bis 350 kg schwer werden. Als dann Gertis Shovel kommt ist sie sichtlich enttäuscht. Auf der Karte stand zwar exakt was drauf ist auf der Schaufel, aber dass es sich hierbei um eine afrikanische Brettljause handelt konnte man nicht erahnen. Gedörrtes Fleisch, dünne Dauerwurst, Aufstrich, eingelegte Paprika und Feigen und Fladenbrot. Ich hätte ihr gerne mein Steak angeboten, aber angesichts der Tatsache, dass das der Koch das Steak sehr englisch gelassen hat, konnte keine große Begeisterung bei Gerti aufkommen. Der Kudu war sehr delikat, geschmacklich wie Rind mit einer kleinen Wildnote und butterweich. Da die Portion aber doch eher klein ausfiel half ich Gerti noch bei der Brettljause. Nach einem kurzen Spaziergang und einem letzten Blick auf Thesen Island ging es schnurstracks rauf zur Mainstreet und zwar ganz genau zum Kaffeehaus African Bean. 2  Cappuccino, eine Applepie und ein Stück Torte wurden geordert und mundeten köstlich. Diesmal bekam Gerti von mir die Hälfte ab und danach ging es zum Quartier. Kaum angekommen meldeten sich wieder die Affen. Das Brot, welches Vormittag noch verschmäht wurde, ist durch den Regen aufgeweicht und schien jetzt zu munden. Morgen soll das Wetter sich wieder beruhigen und wir freuen uns schon auf unser nächstes Ziel, Mossel Bay.
 
 
 
 
 
 
Hier geht es zum Video mit den Affen: https://youtu.be/kK8SEM2scjg
27.10.2017 – Regentag / Reisetag
Bereits seit den frühen Morgenstunden regnet es – mal mehr, mal weniger. Wir lassen uns viel Zeit mit der Abreise, da wir in Mossel Bay erst um 15:00 Uhr ins Quartier können. Diesen Morgen nimmt auch die Affenfamilie Abschied von uns und zum ersten Mal sehen wir die Affenmama mit ihrem ganz Kleinen. Sieben dieser überaus quirligen Tiere besiedeln unseren Garten. Um 10:00 Uhr geht’s dann los und es regnet wieder heftiger. Den ersten Stopp legen wir in Wilderness ein und sehen uns die „Map of Africa“ an. Der Kaimaan River bildet hier eine Schleife und mit viel Phantasie kann man die Umrisse des Afrikanischen Kontinents erahnen. Danach machen wir Halt bei der Mündung des Kaimaan Rivers. Zur Linken sehen wir die aufgewühlte See vor Wilderness und zur Rechten die Mündung des Flusses. Früher verkehrte hier die Eisenbahn und die Brücke ist heute noch zu Fuß begehbar. Bei dem Wetter verzichten wir auf dieses Vergnügen. Einige km weiter, südlich von George, liegt die Herolds Bay. Ein klitzekleiner  Sandstrand – der überwiegende Teil ist schierer Fels – einige Ferienhäuser, das war es schon. Kurz vor Groot Brakrivier biegen wir auf die kleine Landstraße ab und fahren durch ein wirklich schönes, gepflegtes Wohngebiet, welches direkt an der viele km langen Sandbucht der Mossel Bay liegt. Wir folgen der Landstraße und gelangen dann bei Klein Brakrivier wieder auf die N2. Jetzt sind es nur mehr wenige km bis Mossel Bay. Wir sind viel zu früh dran und steuern zuerst den Hafen an, genauer gesagt das Restaurant Kaai 4 Braai. Ok, Restaurant ist etwas übertrieben. Eigentlich eher eine riesige offene Feuerstelle, auf der die die Jungs alles Mögliche brutzeln. Auf einfachen Holzbänken nimmt man Platz, in noch einfacheren Blechtellern kommt das Essen, welches man vorher an der Theke geordert hat und die Getränke holt man sich selbst. Alles findet im Freien statt. Wir wollen Fisch und natürlich gibt es den. Eine große Portion Hake, in Folie gegart mit Butter, Knoblauch und Zitrone, dazu Salat und ein Fladenbrot ebenfalls vom Rost für ganze 4,20 Euro. Dazu ein Bier im Plastikbecher und das alles mal 2 für insgesamt 12,00 Euro. Das Essen ist nicht nur mehr als preiswert, es ist vor allem wirklich gut. Der Fisch in der Folie schmeckt einfach himmlisch. Das Publikum ist kunterbunt, vom Touristen bis zum farbigen Einheimischen ist hier alles vertreten. Dass unser vollgepacktes Auto draußen irgendwo am Parkplatz steht, bereitet uns mittlerweile keine Kopfschmerzen mehr. Man lernt die Gegenden einzuschätzen. Danach geht es ab zum Golfplatz. Nein, wir wollen nicht Golf spielen, wir wohnen dort direkt am Platz. Wir residieren im ersten Stock eines Privathauses mit uneingeschränktem Blick auf Loch 1. Im Hintergrund der Ozean und alles in einem Hochsicherheitstrakt. Zum ersten Mal haben wir ein Quartier ohne vergitterte Fenster. Schnell noch zum Superspar – der Wein ist aus – und es müssen auch wieder die Erdbeer- und Sektvorräte aufgestockt werden. Danach machen wir es uns bei einem Gläschen gemütlich und hoffen, dass morgen der Wettergott wieder ein Einsehen mit uns hat und die Sonne wieder scheinen lässt.
 
 
 
 
 
28.10.2017 – Erkundung Mossel Bay
Um kurz nach 5:00 Uhr steigt die Sonne über die Kimm und blinzelt mir ins Gesicht. Nichts wie raus aus den Federn, ran an den Laptop und ein Schönwetterprogramm für heute ausarbeiten. Um 6:00 Uhr beginnen die Greenkeeper mit ihrer Arbeit am Golfplatz und um 7:00 Uhr kommen die ersten Golfer und auch Gerti macht sich bemerkbar. Schnell wird noch die Wäsche gewaschen, damit die Sonne und der leider doch sehr heftigen Wind diese schnell wieder trocknet. Um 8:00 wird gefrühstückt und um 9:00 Uhr sind wir bereits beim 1. Ziel des Tages, beim „Point“. Hierbei handelt es sich um die kleine Halbinsel, an der die Sandstrände enden und die Felsküste beginnt. Unweit ist der Eingang zu dem 13,5 km lange St. Blaize Hiking Trail, an dessen Anfang es eine große Höhle zu bewundern gibt. Begrüßt von den hier allgegenwärtigen Klippschliefern reihen wir uns in die Schar jener ein, die die Höhle sehen wollen. Nach 2 Gehminuten und 25 Höhenmetern sind wir da und den meisten Besuchern genügt das auch. Wir jedoch wollen zumindest ein Stück weit den Trail gehen und erkunden einmal den ersten Kilometer. Ein wunderbarer Wandersteig führt hoch oberhalb der Steilküste nach Osten. Bevor wir umkehren machen wir noch einen kleinen Abstecher und haben einen schönen Ausblick auf den Leuchtturm. Morgen soll es weniger windig sein und da werden wir dann den Trail angehen. Als nächstes steht die Santos Beach am Programm, welche zwar ganz hübsch aber eher klein ist. Wir sind Strände mit mindestens 5 Kilometern gewohnt – da kann dieser Strand nicht mithalten. Danach haben wir Hunger und ab zum Kaai 4 Braai. Was gestern gut war sollte heute auch gut sein. Diesmal werden Rippchen geordert. Als die dann serviert werden trauen wir unseren Augen nicht. In Österreich würde aus einem Teller glatt eine Platte für 2 gemacht. Und an den Rippchen ist richtig Fleisch dran. Gerti schafft ihre Portion nicht und ich kann ihr diesmal auch nicht helfen. Zu Hause unternehmen wir dann einen Verdauungsspaziergang auf unserem Golfplatz und sehen die hier heimischen Springböcke friedlich grasen. Im Hintergrund das Blau des Ozeans, im Vordergrund das saftige Grün des Fairways und darauf, als wäre nichts selbstverständlicher, die Springböcke. Wieder im Quartier wird noch schnell eine Erdbeerbowle gebastelt und das war es für heute.
 
 
 
 
 
 

29.10.2017 – St. Blaize Hiking Trail
Was für ein Morgen! Die Sonne erhellt mit mildem Licht das taubedeckte Grün vor unserem Haus. Nebel liegt über dem Meer wie eine Daunendecke und löst sich langsam auf. Die Vöglein tirilieren – ansonsten herrscht absolute Stille. Der starke Wind der letzten Tage ist eingeschlafen – schöner und friedlicher kann so ein Sonntagmorgen nicht sei. Heute wollen wir den Sr. Blaize Hiking Trail in Angriff nehmen. Der führt direkt an unserem Golfplatz vorbei und wir steigen bei km 4,5 ein. Der Trail führt immer oberhalb der Klippen nach Westen bis zu Dana Bay. Gesamtlänge 13,5 km, zu lange um auch wieder nach Hause zu kommen. Unser Ziel ist der „Point of human origins“. Eine große Höhle in der die Wissenschaftler über viele Jahre alles Mögliche ausgegraben und ausgewertet haben. Es wurden Fundstücke mit einem Alter von über 160.000 Jahren geborgen. Bei diesen Funden wurde eben nachgewiesen, dass die dort lebenden Menschen bereits Werkzeuge hergestellt und benutzt haben. Dank der hauptsächlich maritimen Kost und den damit aufgenommen Omega Fett Säuren waren die Leute einfach schlauer. Wir sind hier an der Wiege des Homo Sapiens – des denkenden Menschen. Wir alle stammen von diesen Kreaturen ab. Aber alles der Reihe nach. Wir entern also den Trail bei km 4,5 und es geht stets bergauf- und bergab, mal über Fels, mal über Sand. Die Landschaft ist atemberaubend. Das tiefblaue Meer, die orangeroten Felsen, die grüne Vegetation und nicht zu vergessen die Faune die ich immer unter Beobachtung habe. So geht es Stunde um Stunde den Trail entlang, bis wir zu jenem Punkt gelangen, wo ein Boardwalk hinunter zur Küste führt. Wir gehen den Boardwalk noch runter und müssen dann feststellen, dass es bis zur Höhle selbst noch mindestens eine gute ½ Stunde ist. Außerdem muss man bis zur Höhle erst wieder hinaufsteigen. Wir lassen die Höhle links liegen und machen uns auf den Rückweg. Jetzt, mit der Sonne im Rücken erschließen sich immer neue spektakuläre Ausblicke. Nach gut 13 km und 750 Höhenmetern kommen wir nach 6 Stunden wieder beim Ausgangspunkt an. Zugegeben, eine schweißtreibende Wanderung die uns an die Grenzen unserer Kräfte geführt hat, aber unvergesslich ob der Eindrücke die wir erleben durften. Leider können Fotos weder Düfte, Geräusche oder gar Emotionen widerspiegeln, aber schaut euch die Bilder an, vielleicht könnt ihr erahnen, welch herrlicher Tag uns heute vergönnt war.  
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
30.10.2019 – Recovery Day
Erst heute Morgen werden wir der Strapazen des gestrigen Tages gewahr. Die Füße wollen Ruhe, die Oberschenkel keine Stufen steigen und generell verlangt der Körper nach etwas Ruhe. Also gehen wir es easy an. Frühstück, dann runter in den Ort und einen Termin beim Frisör für Gerti fixieren. 14:00 Uhr passt gut. Wir fahren zur Langeberg Mall, sollte es hier doch eine tolle Bäckerei geben. Unsere Sinne trachten wieder einmal nach einem guten Roggenbrot. Wir finden ein tolles T-Shirt für mich aber keine Bäckerei. Ok, ist halt so. Zum Lunch – zum sehr frühen – geht es einmal mehr zu unserem liebgewonnen Kaai 4 Braai. Mittlerweile sind wir bekannt hier und kennen selbst die Gebräuche. Schnell sind 2 Muscheltöpfe bestellt und ebenso schnell werden diese serviert. Hierbei handelt es sich um schieres Muschelfleisch in einer dicken Knoblauchsoße, serviert mit Reis oder dem guten Brot vom Braai. Die Portion ist nicht groß aber ungemein sättigend. Die Muscheln der absolute Wahnsinn – da können die Italiener nicht mithalten. Danach machen wir noch einen kleinen Stopp beim „The Point“ wo wir ein wenig relaxen und Seelöwen und Delphine sehen bevor es zu Lindsey, der Friseurin geht. Lindsey ist eine junge quirlige Frau und nimmt sich Gertis Haaren an. Nach gut 1 ½ Stunden ist ihre Arbeit getan und dies zur Zufriedenheit aller. Der Preis ist gering, der Erfolg groß. Danach noch schnell zum Superspar und siehe da, wir finden ein richtig gutes Roggenbrot. Dazu 2 Papaya und ein Fläschchen vom guten Rose Sekt und ab geht es nach Hause. Eine kleine Jause, 1 Gläschen Wein und dann verlangen die geschundenen Glieder nach der Horizontalen. Wir geben widerspruchslos nach.
 
 
 
 
31.10.2017 – Game Drive
Heute ist es sehr warm, ja fast schwül. Bereits am Morgen zeigt das Thermometer 24° und die Luftfeuchtigkeit ist hoch. Wir fahren nach Groot Brakrivier um uns ein mögliches Quartier für die Zukunft anzusehen und sind davon echt begeistert. In 2. Reihe zum Meer gelegen bietet es die Möglichkeit für kilometerlange Strandwanderungen und man wäre außerhalb der Stadt in einer schönen Wohnsiedlung. Danach geht es nach Klein Brakrivier und dann ein kleines Stück ins Landesinnere zu der Botlierskop Privat Game Reserve. Hier dürfen es sich die Tiere auf über 4000 ha Fläche gutgehen lassen. Und es gibt viele Tiere da, sehr viele. Unser Fahrer erklärt uns alles in einer ungemein lustigen Art dass uns vor Lachen fast die Tränen kommen. Was hier alles zu sehen ist zeigen die Bilder. Es bedarf wirklich keiner überflüssigen Worte. Dass der über 3 Stunden lange Game Drive für 2 Personen nur 54 Euro kostet ist fast nicht zu glauben. Südafrika, das Land der kleinen Preise. Wir kommen voller Impressionen erst gegen 18:30 Uhr heim und müssen das Erlebte noch verinnerlichen. Nichts hilft dabei besser als ein Gläschen vom exzellenten Rose Sekt aus Stellenbosch.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Ein kleines Video findest du hier: https://youtu.be/X9kMv7Z-k6w
1.11.2017 – Was lange währt wird endlich gut
Heute ist unser letzter Tag in Mossel Bay und wir wissen nicht so recht was wir heute anfangen sollen. Das Wetter ist wechselhaft. Teilweise scheint die Sonne, schnell ziehen wieder Wolken auf, es ist warm – eher schwül – und ab und zu frischt der Wind auf. Alles was auf der „to do Liste“ war ist abgearbeitet und extra irgendwo hinfahren nur um die Zeit tot zu schlagen wollen wir nicht. Wir suchen uns aus dem Internet das angeblich beste Fischlokal der Stadt aus und sind um die Mittagszeit vor Ort. Es handelt sich um das Cafe Gannet, ein Anhängsel des hiesigen Marriott Hotels. Um diese Uhrzeit ist noch recht wenig Betrieb und wir nehmen im riesigen überdachten Gastgarten Platz. Als ich grade beim Studium der Getränkekarte bin kommt die Kellnerin und möchte gerne die Getränke aufnehmen. Ich sag ihr dass ich noch nicht so weit bin und weg ist sie und lässt sich die nächsten 15 Minuten auch nicht mehr blicken. Wir warten ohne Murren und bestellen dann die Getränke. Als sie gehen will frag ich sie, ob wir nicht gleich auch die Speisen bestellen könnten. Sie gibt nach und nimmt recht hochnäsig unsere Bestellung entgegen. Ihre Chefin, die Präpotenz in Person, trägt die Nase so hoch, dass sie bei Regen aufpassen muss dass es ihr nicht hineinregnet. Dieses Gebaren ist  für Südafrika absolut unüblich. Das Essen kommt und ist vorzüglich. Gerti bekommt zum wiederholten Mal ihren geliebten Hake, knusprig im Bierteig gebraten. Eine Riesenportion Fisch, da könnten glatt 2 satt werden davon. Für mich gibt es Tagliatelle mit Lachs in einer sämigen Wein/Zitronensauce mit Kapern. Ein Gedicht. Beim Zahlen wieder die Hochnäsigkeit in Person. Also gibt’s heute nur ein kleines Trinkgeld. Wir fahren zur Mündung des Hartenbos Rivers und als wir am Parkplatz ankommen bemerkt Gerti, dass sie ihr Wimmerl im Lokal vergessen hat. Gott sei Dank ist nichts Wertvolles drin. Etwas Klopapier, ein Fettstift für die Lippen – das war’s. Wir beschließen später noch einmal zum Lokal zu fahren um nach dem Wimmerl zu fragen. Ein kleiner Strandspaziergang zur Verdauung ist angesagt. Wir sind noch keine 200 Meter unterwegs da überrascht uns eine Welle und schon sind Socken und Schuhe nass. Also rauf auf den etwas höher gelegenen Spazierweg welcher am Strand entlangführt. Nach ca. 1 Stunde sind wir wieder beim Parkplatz und steuern unser nächstes Ziel an, ein Kaffeehaus, das beste von Mossel Bay. An der angegebenen Adresse gibt es aber das Lokal nicht. Bei der Nachfrage in einem Geschäft wird mir mitgeteilt, dass es das Kaffeehaus nicht mehr gibt. Also auf zum Restaurant und siehe da, das Wimmerl wird gefunden. Die Glückssträhne nutzend machen wir uns auf die Suche nach einem Kaffeehaus im Zentrum und finden das Fynbos Kaffeehaus. Im lauschigen Gastgarten nehmen wir Platz genießen einen Cappuccino und eine Mozarttorte. Also alles wieder bestens. Zu Hause angekommen wäscht Gerti noch schnell die Socken raus und dann gibt es noch eine heiße Dusche und das war’s für heute.
 
2.11.2017 – Anreise nach Struisbaai
Heute müssen wir von unserem bislang schönsten Quartier Abschied nehmen. Die Wohnung am Golfplatz war das Beste was wir bis jetzt hatten. Eigentlich möchte man für immer bleiben. Mossel Bay selbst ist aber nicht der Ort an dem wir einen längeren Aufenthalt planen und somit kommt dieses Apartment leider nicht in Frage. Aber trauern wir nicht über gestriges, freuen wir uns lieber über die neuen Orte welche wir ab heute noch entdecken werden. Zwischen Mossel Bay und Struisbaai war eigentlich noch ein Stopp für eine Nacht in Witsand eingeplant. Nicht weil Witsand so ungemein attraktiv wäre, sondern allein um die Fahrt nicht allzu lange werden zu lassen. Da wir das Hotel – ja diesmal kein Privatquartier – aber kurzfristig stornieren können machen wir das auch und nehmen die 278 km in Angriff. Zunächst folgen wir stets der N2, der sehr gut ausgebauten aber teilweise auch sehr stark befahrenen Autobahn. Autobahnen in Südafrika sind nicht mit unseren heimischen zu vergleichen. Da gehen schon mal Personen am Straßenrand, da fährt auch der eine oder andere Radfahrer und die Straße ist auch nicht kreuzungsfrei. Also man muss schon aufpassen und sollte den Blick nicht allzu oft von der Straße nehmen. Nach rund 80 km erreichen wir das uns bereits bekannte Riversdale und somit schließt sich unser östlicher Kreis. Von Riversdale bis Swellendam – rund 90 km – reiht sich ein Getreidefeld ans nächste. Nach Süden erstrecken sich die Felder ca. 40 km, eine Gesamtanbaufläche von ca. 3600 km². Das entspricht ungefähr der halben Fläche des Bundeslandes Salzburg! 15 km hinter Swellendam können wir endlich runter von der N2 und die von mir überaus geschätzten R-Straßen – in diesem Fall die R319 – gestatten für die letzten 93 km ein gemütliches Dahingleiten. In Struisbaai angekommen beziehen wir unser Quartier und sind wieder in der normalen südafrikanischen Realität angekommen. Alles einfach, kein Luxus, jedoch groß und geräumig aber nicht für einen langen Aufenthalt geeignet. Zunächst fahren wir zum Lebensmittelladen und danach zum Sea Shack, einem urigen Fischlokal direkt am Strand. Alles findet im Freien statt, geschützt nur von einer riesigen Plane oben und Fischernetzen an den Seiten. Dieses Schutzes bedarf es, da ansonsten die Möwen uns das Essen streitig machen würden. Calamari und Hake, unser traditionelles Fish & Chips, dazu ein Bier und dann nichts wie heim, die Fahrerei hat doch ziemlich geschlaucht. Bilder gibt es heute keine, denn es war das Wetter nicht überwältigend und Bilder von der Autobahn – wer braucht die schon.
3.11.2017 – Struisbaai
Die Wettervorhersage sagt ab Mittag starken Wind voraus. Also wird alles am Vormittag erledigt. Zunächst fahren wir zum Lebensmittelladen und kaufen ein Brot. Brauchbares Brot zu bekommen ist immer Glücksache. Selbst wenn das in manchen Läden zum Sortiment gehört kann man sich nie sicher sein ob es auch vorrätig ist. Natürlich gibt es wieder einmal kein Roggenbrot und wir behelfen uns mit einem Portugieser. Eine Art Ciabatta, hat aber  kleinere Poren und ist leider nicht sonderlich rösch gebacken. Außerdem sehen wir ein kleines Grillgitter, welches wir eigentlich regelmäßig brauchen. Fast alle Unterkünfte haben einen Braai, aber die hauseignen Grillgitter haben in den seltensten Fällen einmal Bekanntschaft mit Abwaschwasser und Spülmittel gemacht. Laut Etikett am Regal soll das Teil 145 Rand kosten – passt. Bei der Kasse kostet das Gitter plötzlich 300 Rand und das ist uns zu teuer. Also kein Grillgitter. Als wir aus dem Laden rauskommen regnet es. Wo bitte kommt der Regen her? Als wir vor 5 Minuten reingingen schien die Sonne. Schnell zum Auto und einmal um den Block gefahren zu Mall. Mall ist leicht übertrieben, gibt es hier doch nur ein paar Immobilienbüros, einen Fischmarkt und einen Hardwarestore. Wir gehen rein in den Hardwarestore und entdecken sofort die Grillgitter.  Da kostet das mittelgroße grad mal 105 Rand. Ja nichts wie her damit. Die beiden Shops liegen keine 100 m auseinander und so ein Preisunterschied. Kaum sind wir aus dem Laden wieder draußen hat auch der Regen schon aufgehört und die Sonne scheint. Der Niederschlag verdunstet umgehend und es wabern Nebelschwaden über die Landschaft. Wir fahren zum Strand und machen uns auf, eben diesen ein wenig zu erkunden. Ein schöner Boardwalk führt bis zum Hafen und noch ein Stückchen weiter. Der sich langsam auflösende Nebel lässt alles wie gemalt erscheinen. Das Wasser ist türkisfarben, der Sand weiß, die Brandung gemäßigt und es liegt kein Spray in der Luft. Wir vertreiben uns gut 1 ½ Stunden die Zeit und erfreuen uns an den wunderbaren Ausblicken, der würzigen Luft und den milden Temperaturen. Beim Rückweg gehen wir noch einmal zum Lebensmittelladen um für heute Steaks zu organisieren. Jetzt wo wir ein eigenes Grillgitter haben muss das sein. Wir finden ein paar schöne saftige Steaks in der idealen 1,2 kg Packung – genau die richtige Größe für uns 2. Als wir zur Kasse gehen sehen wir eine Dame bei den überteuerten Grillgittern und raten ihr, doch zum Hardwarestore ums Eck zu gehen. Die Dame dankt und nimmt unseren Rat an. Kaum zu Hause angekommen beginnt der Wind aufzufrischen. Unser Braai steht günstiger Weise im Innenhof und der ist von 3 Seiten windgeschützt. Also alles kein Problem. Holz aufschichten, anzünden, warten bis es nur noch glimmt, dann das neu erstandene Grillgitter drauf und die Steaks. 20 Minuten später ist alles erledigt und wir begeben uns angesichts des garstigen Windes ins Innere. Faulenzen, ein Nickerchen machen, Kaffee trinken, lesen und abwarten bis der Sturm aufhört. Wird’s heute damit nichts mehr dann eben morgen. 
 
 
 
Ein kleines Video vom idyllischen Strand findest du hier: https://youtu.be/e2_PYgJIlfA
4.11.2017 – Kap Agulhas
Der stürmische Wind hat etwas an Kraft verloren und wir machen uns nach dem Frühstück auf, das Kap Agulhas, den südlichsten Punkt Südafrikas, zu erkunden. Nur wenige km von Struisbaai entfernt liegt dieses Kap und ein wunderbarer Boardwalk führt zu eben jenem südlichsten Punkt. Wir sind bereits um kurz nach 9:00 vor Ort und können diesen besonderen Platz in Ruhe und ohne Touristen bewundern. Eigentlich gibt es hier gar nicht so viel zu sehen und wäre es nicht „der Punkt“, würde wohl kaum jemand Notiz von ihm nehmen. Da gibt der Leuchtturm am Anfang des Weges eigentlich mehr her. Als wir zum nächsten Ziel - der letzten Ruhestätte des Frachters „Meisho Maru“ - fahren wollen, kreuzt ganz unvermittelt eine relativ große, schwarze Schlange unseren Weg. Ist es eine schwarze Mamba? Nein, es ist eine der hier recht häufig vorkommenden Maulwurfsnattern, welche mit ihrer Länge von gut 1,5 m aber doch recht eindrucksvoll wirkt. Sie schlängelt sich recht entspannt über die Fahrbahn bevor sie im dichten Unterholz verschwindet. Es ist gerade Ebbe und der Rest des Wracks liegt trocken. Wir wandern ein wenig umher derweil unserer Subaru – heute durfte er wieder raus in den Dreck – es sich am Strand gemütlich macht. Weiter geht es zu einem kleinen, kaum 1 km entfernten Abstecher zur Küste. Auf dem Boardwalk begrüßt uns eine schöne Echse. Das Meer – im Uferbereich sehr flach – schillert in allen Farben. Eine unglaubliche Anzahl von Vögeln ist hier beheimatet und wir können uns von der Szenerie kaum losreißen. Das ganze strahlt eine ungemeine Kraft aber auch tiefste Ruhe aus. Das Kreuz am Strand passt perfekt dazu. Die Natur ist überwältigend. Selbst durch den Boardwalk schaffen es die Pflanzen sich ins rechte Licht zu rücken und auch der mittlerweile doch recht frische Wind kann die Idylle nicht stören. Hier sind keine Touristen unterwegs – der Fleckchen Paradies gehört nur uns. Bei den leichter zugänglichen Punkten sind heute, Samstag, viele Einheimische anzutreffen. Da geht es hoch her! Die eine oder andere Palette Bier wird vernichtet, der Braai ist im Gang und die Diskussionen, die Musik und das Gelächter laut. Afrika halt. Am Heimweg kehren wir noch beim Sea Shack ein, welcher heute wirklich gut besucht ist. Hake & Chips, Bier, Sonne, Strand und Aussicht – Herz was willst du mehr. Noch ein kleiner Verdauungsspaziergang am anschließenden Boardwalk und nichts wie heim. Schnell noch Wäsche waschen und während diese in der Sonne trocknet gibt es zur Feier des Tages noch eine Erdbeerbowle. Und da gibt es Leute, die glauben mit dem südlichsten Punkt Afrikas das Highlight dieser Region erlebt zu haben.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Ein kleines Video vom Strand beim Sea Shack findest du hier. https://youtu.be/rWg-xgEx4R4
5.11.2017 – Arniston
Arniston liegt am östlichen Ende der Bucht, welcher westlicher Gegenpart Struisbaai ist. Die beiden Orte liegen lediglich Luftlinie 20 km voneinander entfernt. Da die Straßenverbindung aber nicht direkt erfolgt, werden aus den 20 km eben 37 km. Alles kein Problem, sind doch die Mehrkilometer Dirtroad und die mag unser Subaru ja besonders gerne. Dieses Mal ist es aber eine sehr moderate Dirtroad die man zügig mit ca. 50 km/h befahren kann. Struisbaai ist bekannt für den südlichsten Punkt Afrikas, aber was bewegt uns Arniston anzufahren? Es ist die Waenhuiskrans Nature Reserve mit ihren mächtigen Dünen. Wie weiße Berge erheben sie sich direkt vom Strand und sind relativ gut begehbar, da der Wind den Sand ziemlich verfestigt hat. Wir klettern natürlich gleich einmal rauf auf so einen Koloss und genießen die Aussicht. Phantastisch! Das Meer schillert wieder in allen Blautönen und der Wind ist zumindest am Vormittag kaum spürbar. Wir wechseln den Standort ans andere Ende des Dorfes und sind plötzlich mitten drin im Sonntagsvergnügen der dunkelhäutigen Südafrikaner. Während die Kinder sich am Strand vergnügen werfen die Väter den Braai an, die Mütter machen nichts und das Ganze wird beschallt von lauter – sehr lauter – Musik. So muss das sein, so ist Sonntag. Ja, es geht laut zu, aber freundlich. Jeder lacht, ist gut drauf, grüßt und gibt einem das Gefühl willkommen zu sein. Natürlich gibt es auch den einen oder anderen der dem Alkohol zu sehr zugesprochen hat, aber um den machen wir einen Bogen, bzw. der Betrunkene selbst, weil er ja eh nicht mehr geradeaus gehen kann. Wenn wir schon mal so nah am echten Leben sind besuchen wir heute zum Lunch Wandas Restaurant. Wanda ist farbig, die Gegend wo ihr Lokal liegt ist farbig, nur das Publikum ist weiß. Wanda kocht alles alleine in einer klitzekleinen Küche und nur ein Mädchen hilft beim Abwaschen. Die Speisekarte – besser die Tafel – ist klein, aber alles was draufsteht gibt’s heute – außer die Calamari. Kein Problem, wir nehmen Muscheln als Starter und dann den Linefish – heute der Yellow Finn – mit Gemüse und Chips. Das Essen schmeckt sehr gut und  ist wie üblich sehr preiswert. Wir fahren noch kurz zum Hafen und genießen das Panorama. Ein kleiner Fischkutter kommt grad rein und in seinem Schlepptau jede Menge Möwen. Dahinter , wie ein schwarzer Schatten über dem Wasser ein riesiger Schwarm Kormorane. Am Heimweg geht es wieder vorbei an den abgeernteten Weizenfeldern.
 
 
 
 
 
 
 
6.11.2017 – Der mittlere Kreis schließt sich
Ich wurde mehrfach von meinen Lesern darauf angesprochen, wieso so wenig bis gar keine Menschen auf den Bildern zu sehen sind. Das ist leicht erklärt: 1. ist mit Natur wichtiger als Leute und 2. hat Südafrika zwar eine riesige Landfläche, aber nur eine geringe Einwohneranzahl. Nimmt man die Ballungszentren wie Kapstadt, Johannesburg, etc. heraus verbleiben grad mal ca. 42 Mio. Menschen auf eine Fläche von gut 1,2 Mio. km². Also rund 35 Leute auf einen km². Und da wir uns in dünn besiedelten Gebieten aufhalten sind es eher noch weniger. 
Heute verbummeln wir den halben Vormittag bevor es auf den Weg nach Hermanus/Onrus geht. Hier schließt sich dann der mittlere Kreis unserer Reise und nur mehr der westliche Teil ist abzuarbeiten. Wir verlassen Struisbaai in nördlicher Richtung und kurz bevor wir zum Abzweiger auf die R43 gelangen sehen wir große Rauchwolken am Horizont. Die Getreidebauern lassen nach der Ernte zuerst die Schafe auf die abgeernteten Flächen und wenn selbst diese nichts mehr zu Fressen finden werden die Stoppeln abgefackelt. So gelangen wichtige Spurenelemente in den Ackerboden zurück und die nächste Saat dankt es dann mit frischem Grün. Der nächste geplante Stopp ist Pearly Beach. Als uns aber unser Navi für die nächsten 27 km auf eine Dirtroad leiten will versagen wir die Zustimmung. Kommt nicht in Frage, nicht wo ich heute Früh unser Auto gewaschen habe! Also bleiben wir auf der geteerten Straße und kommen nach Elim, einer ehemaligen Missionsstation. Von da geht es weiter südwestlich bis wir auf die R317 treffen. Hier biegen wir nach links ab nach Pearly Beach. Waren zwar ein paar km mehr aber wir haben ein sauberes Auto und die Bandscheiben wurden nicht strapaziert. Es bläst eine steife Brise und die See ist aufgewühlt. Bei der Weiterfahrt passieren wir die Brücke über den Uilenkraals River. (Auf dem 4. Letzten Bild sind übrigens 2 Menschen zusehen!) Wir fahren noch kurz nach Gansbaai, wo wir morgen einen Termin wegen einer Besichtigung haben. Im Internet entdeckten wir ein schönes Quartier welches morgen inspiziert wird. Dann ab nach Onrus in vertraute Gefilde. Einchecken, einkaufen, Spagetti kochen, Erdbeerbowle schlürfen und Füße hochlegen bis die Sonne untergeht.
 
 
 
 
 
7.11.2017 – Herbergssuche
Nachdem wir feststellen mussten, dass Hermanus nicht unbedingt der ideale Ort ist um länger zu verweilen, haben wir in dem 40 km entfernten Gansbaai ein mögliches Quartier für eine mögliche Wiederholungstat ausfindig gemacht. Nachdem ein kommender Aufenthalt aber weniger verschiedene Orte bedeuten würde, diese dafür mit einer längeren Verweildauer, ist eine Inspektion vorab unerlässlich. Wir fahren also die knapp 50 km nach Osten und machen kurz Stopp im Ortsteil De Kelders. Wir fahren zum Whale watching Point und siehe da, jede Menge Wale tummeln sich vor der Küste. Jedes Mal ein Genuss, den riesigen Kreaturen zuzusehen. Fast hätten wir unseren Termin versäumt, schaffen es aber gerade noch, bei Theo und Diana zeitgerecht einzutrudeln. Was uns hier erwartet hätten wir uns in den kühnsten Träumen nicht vorstellen können. Die Beiden sind Holländer und sind vor sieben Jahren hierher ausgewandert. Das Haus haben sie selbst unter ihrer Anleitung errichten lassen und auf einmal genießen wir wieder europäische Maßstäbe. Fußbodenheizung, ordentliche Fenster und Türen, ein Interieur das seinesgleichen sucht und eine Lage – zum niederknien. Die 2 sind noch dazu ganze liebe Leute und wir verstehen uns auf Anhieb. Keine Frage, das wird unser Quartier - falls wir wieder nach SA reisen. Sie verraten uns auch noch einen guten Platz fürs Mittagessen, aber dazu später. Nach der Visite fahren wir an den Strand. Es bläst ordentlich, aber wir müssen natürlich die Umgebung erkunden. Hier Mündet der Uilenkraals River in den Ozean und wir marschieren am Strand entlang und ein ganzes Stück den Fluss aufwärts. Überwältigend! Das ganze ohne Starkwind muss der absolute Wahnsinn sein. Nach 1 ½ Stunden sind wir wieder beim Auto und fahren nach Standford, welches direkt auf unserem Heimweg liegt. Wir biegen rechts ab und auf einer Dirtroad geht’s es leicht bergauf zur Stanford Hills Wine Estate. Wer jetzt glaubt auf einer Edeldestille angekommen zu sein, der irrt. Ein riesiger Bauernhof, mit Pferden, Schweinen, Olivenbäumen, jede Menge Hunden und natürlich Weinbergen. Das Lokal ist ganz nach unserem Geschmack. Einfach, hemdsärmelig, gemütlich. Das Publikum einheimisch, der Wein großartig und das Essen famos. Eher eigentlich eine Art Heuriger, welcher eben zum Lunch auch warme Speisen serviert. Wir Essen bis nichts mehr reingeht, vernichten ein Fläschchen vom guten Rose Sauvignon, nehmen dann noch als Take away 6 Flaschen mit und berappen keine 50,00 Euro. Wirklich, ein Platz zum Verweilen. Danach machen wir uns auf den Heimweg und genießen noch eine Erdbeerbowle auf unserer Terrasse. Wahrlich ein Hundeleben. Gute Nacht.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Ein kleines Video von den Walen findest du hier: https://youtu.be/mVXUVx0ywpk
8.11.2017 – Strandspaziergang in Onrus
Der starke Wind hat noch immer nicht nachgelassen. Es ist warm, also ist der Wind kein Grund faul zu sein. In Onrus, wo wir Quartier haben, waren wir noch gar nicht am Strand. Der Sandstrand beschränkt sich auf das kleine Gebiet der Mündung des Onrus Rivers, danach beginnt die wilde Küste mit ihren Kelpwäldern, schroffen Felsen und einer Unmenge Vögel. Ein wunderbarer Wanderweg mäandert die Küste entlang und wir beschreiten denselben. Gerti hat eine riesen Freude daran die Möwen aufzuscheuchen, welche dann allesamt die Flucht ergreifen, nur um eine Minute später wieder an gewohnter Stelle ihren Platz zu finden. Der Weg ist gut 4 km lang und man trifft keine Menschenseele. Ganz am Ende machen es sich ein paar Arbeiter in ihrer Frühstückspause am Strand bequem. Wer denkt, dass so etwas sehr langweilig sein muss, irrt. Es gibt so viel zu sehen, die Gerüche wahrzunehmen, dem Tosen der Brandung zu lauschen und die Tierwelt zu beobachten. Geschwind sind da knapp 3 Stunden Zeit verronnen. Wir fahren nach Hermanus zum neuen Hafen, wo auf einem Felsen das Harbour Rock Restaurant angesiedelt ist. Ein nettes Lokal, vorwiegend einheimische Publikum und die Speisekarte kann diesmal neben dem Altbekannten auch mit Sushi aufwarten. Wir bleiben beim Fisch und einmal mehr bestellen wir Hake mit Chips. Geschmacklich sehr gut, allein die Portion ist nicht gerade groß. Am Heimweg geht es noch schnell zum Superspar, denn hier gibt es ordentliches Roggenbrot. Zwar ohne Sauerteig aber wenigstens nicht das labbrige Weizenzeug, das alle Einheimischen wie wild in sich hineinstopfen. Da es morgen weiter geht wäscht Gerti noch schnell die Handwäsche heraus und schon neigt sich ein wiederum schöner Tag seinem Ende zu. 
 
 
 
 
 
 
 
Ein kleines Video von heute findest du hier: https://youtu.be/zAwnR3NII_4